Alles im grünen Bereich?
 FINANZEN UND NACHHALTIGKEIT
Alles im grünen Bereich?
Weil ihre Altersvorsorge auch der Zukunft ihrer Enkel- und Urenkelkinder zuträglich sein soll, schauen viele Leute längst nicht mehr nur auf die Rendite. Egal ob es um eine private Rentenversicherung oder um Investmentfonds geht, ihre Geldanlage soll „sauber“ sein und den Umwelt- und Klimaschutz voranbringen anstatt die Zerstörung von Lebensgrundlagen zu forcieren oder gar von der Ausbeutung anderer zu profitieren.
Doch wie kann man sichergehen, dass und wie das eigene Geld tatsächlich ökologisch-nachhaltig und sozialverträglich „arbeitet“?
Ethik und Nachhaltigkeit in der Finanzwelt
Die EU hat mit der so genannten → Taxonomieverordnung ein Regelwerk auf den Weg gebracht, um mehr Nachhaltigkeit und ethische Mindeststandards im Finanzmarkt zu verankern. Kernstück ist ein → Klassifizierungssystem, anhand dessen Fondsgesellschaften und Privatanleger|innen die Wirtschaftstätigkeiten von Unternehmen nach ökologisch-nachhaltigen und sozialen Kriterien einordnen können. Daneben steht die → Transparenzverordnung (TVO). Sie richtet sich an Unternehmen und Finanzmarktakteure wie Banken und Versicherungen gleichermaßen. Zudem verpflichtet die TVO uns als Vermittler darzulegen, wie wir das Thema Nachhaltigkeit von Finanzprodukten in unserer Beratungs- und Vermittlungstätigkeit einbinden. Dem kommen wir gerne in jedem Erstgespräch nach, eine Kurzfassung dazu findet sich → hier.
Was ist (für mich) ethisch vertretbar?
Jüngst hat die EU-Kommission Kernkraft als „klimafreundlich“ eingestuft. Investitionen in ein neues Atomkraftwerk gelten demnach bis 2045 als nachhaltig, sofern für die Endlagerung der radioaktiven Abfälle eine konkreter Plan ab spätestens 2050 vorliegt. Während die einen diesen Schritt als klimaneutrale Brückenlösung begrüßen, ist für andere jegliche Investition in AKWs angesichts der radioaktiven Gefahr ein absolutes No-Go. Auch beim Thema Windräder scheiden sich bekanntlich die Geister. Und beim Thema Elektromobilität stehen sich die CO2-Einsparung und der Lithium-Abbau mit seinen negativen Folgen für die Bevölkerung vor Ort gegenüber.
Individuelle Bewertungen
„Nachhaltigkeit“ ist, wie diese Beispiele zeigen, kein fest definierter Begriff. Wie also Investitionen in bestimmte Unternehmen oder Branchen zu bewerten sind, hängt nicht zuletzt von der persönlichen Einstellung und den eigenen Prioritäten ab. Gleichwohl gibt es Investmentmöglichkeiten, die sehr viel weniger „ambivalent“ gesehen werden als die oben genannten.
Individueller Kriterienkatalog
Hilfreich ist es, einen eigenen Kriterienkatalog aufzustellen. Er kann die Branchen oder Bereiche auflisten, in die man auf jeden Fall investieren möchten, wie zum Beispiel in ökologische Nahrungsmittel, regenerative Energien oder auch Unternehmen mit explizit humanen Arbeitsbedingungen. Alternativ oder zusätzlich kann man eine Ausschlussliste erstellen, die besagt, dass man beispielsweise keinerlei Anteile in den Bereichen Atom-, Gentechnik- oder Militärtechnologie erwerben möchte.
Informationsbeschaffung
Wie nachhaltig und sozialverträglich börsennotierte Unternehmen, Banken und Versicherer handeln und wirtschaften, zeigt sich oft nicht auf den ersten Blick. Gemäß Taxonomieverordnung müssen sie dies aber dokumentieren. So können interessierte Anleger|innen bzw. Kund|innen deren Geschäftsbericht und/oder Nachhaltigkeitsbericht im Web einsehen oder auch anfordern.
Wer sein Geld in Investmentfonds anlegen möchte, kann sich recht gut erst einmal über deren Factsheets informieren. Sie stellen unter anderem die Anlagepolitik und Wertentwicklung des Fonds dar und listen dessen wichtigsten Holdings (Anteile) auf. Noch ausführlicher informiert der Produktprospekt eines Investmentfonds.
Greenwashing. Mit der steigenden Nachfrage nach ökologischen, sozialverträglichen und nachhaltigen Angeboten wollen sich immer mehr Unternehmen einen „grünen“ Anstrich geben. Sind sie aber in ihrem unternehmerischen Handeln und Angebot nur teilweise oder auch gar nicht entsprechend aufgestellt ist, spricht man von Green Washing. Wesentlich aufschlussreicher als jede werbliche Darstellung sind der obligatorische Geschäftsbericht sowie unabhängige Berichte, wie zum Beispiel Reportagen der Presse.
Beratung und Recherchen
Unerlässlich aus unserer Sicht ist auch eine gute Beratung durch erfahrene Finanzexpert|innen, die selbst Wert auf Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit legen. Ebenso kann eine kleine Recherche im Web hilfreich sein, wenn man ausschließen möchte, dass weder Presse noch NGOs (Non-Governmental Organisations = Nichtregierungsorganistaionen) wie Facing Finance und Urgewald Negatives über die auserwählten Unternehmen oder Holdings in Fonds veröffentlicht haben.
Factsheet (Ausschnitt), Beispiel: Ökoworld Ökovision Classic von Ökoworld Lux s.a
Welche Möglichkeiten gibt es (schon)?
Nachhaltigkeit und Altersvorsorge
Lebensversicherungsunternehmen bieten schon seit etlicher Zeit eine Vielzahl von Varianten an. Dazu gehören Policen, die das Geld ihrer Kund|innen nach nachhaltigen, sozialverträglichen und ökologischen Kriterien anlegen, sowie Investmentpolicen, die Fonds mit nachhaltigen Anlagestrategien hinterlegen.
Nachhaltigkeit im Investment
Der Investmentbereich bietet seit etlichen Jahren viele Möglichkeiten für eine nachhaltig orientierte Geldanlage. Dazu gehören Aktien- und Rentenfonds mit mehr oder weniger enge Anlagekriterien oder auch Themenfonds, die in alternative Energien oder Wasserkraft investieren, sowie so genannte Ethikfonds.
Nachhaltigkeit und Versicherungen
Bei Versicherungen geht es nicht um langfristige Geldanlagen und Vermögensbildung sondern um die Begleichung von Schäden mit dem Ziel, als Unternehmen am Jahresende einen Gewinn zu erzielen. Hier ist die Umsetzung nachhaltiger Kriterien schon schwieriger. Dennoch bieten mittlerweile einige Anbieter von Hausrat-, Wohngebäude- und Haftpflichtversicherungen gegen einen kleinen Aufpreis an, nachhaltige Projekte zu fördern, die Mehraufwendungen für ökologisch optimierte Ersatzbeschaffungen nach einem Schaden zu versichern oder auch einen Teil des Beitragsaufkommens in nachhaltige Kapitalanlagen zu investieren.
Nachhaltigkeit und Immobilienfinanzierung
Es gibt bereits einige Banken, die einen Zinsrabatt und teilweise auch Sonderkonditionen, wie dem Verzicht auf Bereitstellungszinsen, gewähren, wenn der Energiewert einer Immobilie eine bestimmte Grenze nicht überschreitet. In die Finanzierungen kann man zudem KfW-Darlehen einbinden. Das sind zinsgünstige Darlehen und Zuschüsse, die durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gewährt werden. Die Vergabe dieser Darlehen ist in der Regel an ein bestimmtes Förderprogramm gekoppelt wie zum Beispiel Modernisierungsprogramme, Sanierungsprogramme zur Energieeinsparung oder altersgerechte Umbaumaßnahmen.
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