70.000 Kilometer Fahrpraxis

 FAHRANFÄNGER|INNEN

Fühgrerschein-Neulinge

70.000 Kilometer Fahrpraxis

…oder sieben Jahre, so lange brauchen Führerschein-Neulinge laut ADAC bis zum routinierten Autofahrer beziehungsweise Autofahrerin. Zum Vergleich: In der Fahrschulzeit legt man ungefähr 800 Kilometer zurück. Doch wie erlangt man Sicherheit und Gelassenheit am Steuer?

7 Tipps für die ersten Monate am Steuer

Vertraute und kurze Strecken fahren

Auch wer die 70.000 „Übungskilometer“ so schnell wie möglich hinter sich bringen möchte, sollte sich zu Anfang auf kurze und vertraute Wege beschränken – und dazu jede Gelegenheit nutzen, für andere das Fahren zu übernehmen. Wenn die Mutter zu einem Termin muss zum Beispiel, der Opa zum Arzt oder ein Paket von der Post abzuholen ist.

Dunkelheit und Schlechtwetter meiden

Schlechte Sicht im Dunkeln und bei Regen sowie starker Wind erfordern ein gewisses Maß an Fahrroutine. Da sitzt man anfangs besser noch nicht selbst am Steuer. Insbesondere dann nicht, wenn man ohne erfahrene Begleitung unterwegs ist.

Nicht ablenken lassen

Auto und Verkehr erfordern hohe Konzentration. Da sollte jede mögliche Ablenkung vermieden und Radio wie Handy ausgeschaltet werden. Selbst sanfte Musik kann sich eher störend als beruhigend auf die Fahrkonzentration auswirken.

Mitfahrende um Zurückhaltung bitten

Auch Mitfahrende sollten sich ruhig verhalten und nicht ins Fahren einmischen. Zwar kann ein Freund die Navigation übernehmen oder eine erfahrene Begleiterin Fahrtipps geben, wenn es die Situation erfordert. Doch ohne Hektik und Zurechtweisungen.

Ruhe bewahren und nicht einschüchtern lassen

Eine der wesentlichen Übungen im Straßenverkehr lautet: Ruhe bewahren. Erst recht, wenn man es eilig hat, die Straßen voll sind, der Motor an der Ampel „absäuft“ und andere nervös hupen oder drängeln. Sich vom aggressiven Verhalten anderer weder einschüchtern noch anstecken zu lassen, gehört zu den wichtigsten Lernerfolgen.

Den passenden Fahrzeugtyp wählen

Nicht jedes Auto eignet sich für Führerschein-Neulinge. Der schnittige Sportwagen des Onkels, der voluminöse SUV der Nachbarin oder der Kleinbus der Schwester sind sicher nicht empfehlenswert. Ein Kleinwagen mit guter Sicherheitsausstattung ist dagegen ideal.

Sicherheit gezielt trainieren

Sich bei Aquaplaning, plötzlichen Hindernissen und anderen heiklen Situationen angemessen verhalten, erfordert einiges Geschick. Ein gutes Lernfeld bieten die Sicherheitstrainings der → Deutschen Verkehrswacht und des → ADAC.

Führerschein Probezeit

Die Probezeit

Führerschein-Neulinge erhalten ihre Fahrerlaubnis zunächst für zwei Jahre auf Probe, auch beim Begleiteten Fahren ab 17. Während dieser Zeit unterliegen sie besonderen Regelungen. Damit will der Gesetzgeber einer erhöhten Unfallgefährdung durch und von Fahranfänger|innen entgegenwirken.

Beginn und Verlängerung

Die Probezeit beginnt mit dem Datum, an dem die Fahrerlaubnis erteilt wird. Sie kann nicht verkürzt, aber – bei schwerwiegenden Regelverstößen – um zwei Jahre verlängert werden.

Führerscheinklassen

Die Probezeit gilt für die Klassen A (Motorräder), B (Pkw), C (Lkw) und D (Bus) und wird nur einmal angesetzt. Wer also beispielsweise die Probezeit für das Führen eines PKWs erfolgreich durchlaufen hat, unterliegt nach dem Erwerb einer weiteren Führerscheinklasse keiner Probezeit mehr.

Regelungen und Maßnahmen

Gravierende Verstöße gegen straßenverkehrsrechtliche Vorschriften ziehen in den ersten beiden Jahren allerdings ernsthafte Konsequenzen nach sich. So verlängert sich beispielsweise die Probezeit bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung von über 20 Stundenkilometern um weitere 24 Monate. Und eine Nachschulung ist ebenfalls fällig.

Denn hierbei handelt es sich um einen so genannten A-Verstoß, einer schwerwiegenden Zuwiderhandlung im Rahmen der Fahrerlaubnis auf Probe. Handynutzung am Steuer, Rechts-Überholen und Missachten einer roten Ampel gehören ebenfalls in diese Kategorie. Zu den weniger schwerwiegenden Zuwiderhandlungen, den B-Verstößen, zählen die Mitnahme von Kindern ohne vorgeschriebenen Kindersitz und die fehlerhafte Absicherung eines liegengebliebenen Autos.

Bußgelder, Einträge („Punkte“) im Fahreignungsregister in Flensburg und bei sehr schweren oder wiederholten Verstößen sogar Führerscheinentzug können ebenfalls die Folge von verkehrsrechtlichen Verstößen sein.

Mehr Informationen zu den Regelungen und Maßnahmen in der Probezeit findet man auf der Website des → Bundesverkehrsministerium.

Null Promille!

Das sollte zwar jeder Autofahrer, jede Autofahrerin beherzigen. In der Probezeit aber ist das Fahren unter Alkoholeinfluss (A-Verstoß!) schlicht gänzlich verboten und gilt sogar über diese hinaus bis zum Alter von 21 Jahren.

Fahrzeugschlüssel

Das eigene Auto

Wer auf dem Land wohnt und in der Stadt arbeitet, sieht darin sicher vor allem Vorteile. Auch wer anderweitig viel unterwegs sein will, mag die freie Verfügbarkeit eines eigenen fahrbaren Untersatzes schätzen. Zudem lassen sich die 70.000 Kilometer Fahrpraxis mit dem eigenen Wagen vor der Tür sicher schneller „zusammensammeln“ als ohne. Dass der allerdings tatsächlich vorm Haus bereitstehen kann, ist in der Stadt angesichts des knapp bemessenen Raums dagegen eher selten. Dies, die nicht geringen Anschaffungs- und Unterhaltungskosten und der Klimaschutzgedanke sind für andere junge Fahranfänger|innen eher Grund, sich gegen ein eigenes Auto zu entscheiden.

Alternative Leihauto, Gemeinschaftsauto oder Carsharing

Doch auch ohne eigenes Auto lässt sich Fahrpraxis sammeln. Wer noch zuhause wohnt, könnte zum Beispiel mit den Eltern vereinbaren, bestimmte familiäre Fahrdienste zu übernehmen. Auch ein nachbarschaftliches Gemeinschaftsauto böte ausreichend Gelegenheit, dran zu bleiben. Und last but not least gibt es in vielen Städten ein gut funktionierendes und flexibles Carsharing-Angebot, das auch spontane Fahrten ermöglicht.

Autoversicherung

Günstig versichern

Wer sich für ein eigenes Auto entscheidet, muss sich (erstmals) auch um das Thema Versicherung kümmern. Für Fahranfänger|innen ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. Denn je frischer der Führerschein, desto höher das Unfallrisiko, sagt die Statistik. Versicherer weisen Neulingen daher in der Regel die niedrigste Schadenfreiheitsklasse (0) zu.

Schadenfreiheitsklasse (SF). KFZ-Versicherer stufen Versicherungsnehmer entsprechend deren unfall- und schadenfreien Jahre in eine Klasse ein. Je höher die Klasse desto höher die schadenfreien Jahre – und desto niedriger der Versicherungsbeitrag.

Dennoch gibt es einige Möglichkeiten, den Versicherungsbeitrag zu senken:

Als Zweitwagen der Eltern anmelden

Beispiel: Herr Müller meldet das Auto seiner Tochter Nina als Zweitwagen an – und der Versicherer ordnet sie unmittelbar der SF ½ zu. Nina beginnt also nicht bei 0 und zahlt weniger als wenn sie selbst den Wagen angemeldet hätte. Verursacht sie einen Schaden, wird die Versicherung nur ihr Auto (den Zweitwagen des Vaters) zurückstufen.

Ninas möglicher Nachteil: Sie kann keine schadenfreien Jahre ansammeln und wird vermutlich wieder bei SF ½ anfangen, wenn sie einmal selbst ein Auto anmeldet.

Familientarife nutzen

Beispiel: Jonas‘ Mutter hat ihr Auto bei einer Gesellschaft versichert, die Familientarife anbietet. Schließt Jonas als Fahranfänger beim gleichen Anbieter eine KFZ-Versicherung ab, wird er günstiger eingestuft.

Begleitetes Fahren ab 17 nutzen

Beispiel: Jule hat mit 17 ihre Führerscheinprüfung abgelegt und sammelt über das Begleitete Fahren mit 17 bereits erste Erfahrungen im Straßenverkehr. Das wird ihr einige Prozent Rabatt einbringen, wenn sie als Fahranfängerin ein eigenes Auto anmeldet.

Fahrpraxis über Carsharing einbringen

Beispiel: Leon hat fünf Jahre lang Carsharing genutzt. Nun ist er in eine Kleinstadt gezogen, und hat sich erstmals ein eigenes Auto gekauft. Seine schadenfreien Jahre beim Carsharing wirken sich günstig auf seine SF aus. Über die Rechnungen vom Carsharing-Anbieter kann er seine bislang gefahrenen Kilometer nachweisen.

Telematik-Tarif nutzen

Beispiel: Mia bekommt für ihr umsichtiges und sicheres Fahrverhalten etliche Prozent von ihrer Versicherung gutgeschrieben. Der Nachweis erfolgt über Telematik, einer Technik, mit der unter anderem Geschwindigkeit, Brems- und Kurvenverhalten gemessen und analysiert werden. Telematik läuft wahlweise über eine App oder eine im Auto installierte GPS-Blackbox.

Die Kehrseite der Medaille: Bei riskantem Fahrverhalten wirkt sich Telematik nachhaltig auf den Beitragshöhe aus. Zudem könnten bei einem Unfall Polizei und Unfallgegner die erfassten Daten einfordern.

Fahrzeug mit niedriger Typklasse kaufen

Nicht zuletzt bestimmt auch der Fahrzeugtyp die Beitragshöhe aus. Dabei gilt: je höher die Typklasse, desto höher der KFZ-Versicherungsbeitrag. Die Typklasse der verschiedenen Automodelle lässt sich über den → Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ermitteln.

Weitere Tarifmerkmale

Bei der Berechnung der Prämie können noch weitere Konditionen eine Rolle spielen. So kann man zum Beispiel die jährliche Fahrleistung oder den Kreis der Mitnutzer|innen begrenzen, um auf einen möglichst niedrigen Beitrag zu kommen. Oder auch statt eines „normalen“ Gebrauchtwagens einen Garagenwagen kaufen sowie eine Werkstattbindung vereinbaren. Was im eigenen Fall sinnvoll und machbar ist, sollte aber gut überlegt sein.

Weiterführende Links

→ KFZ-Versicherungen