Wenn Frauen zur Kasse bitten (könnten)

 FRAUEN & GELD

Frauen & Geld

Wenn Frauen zur Kasse bitten (könnten)

Dann wäre die Altersarmut weniger weiblich! Dann erhielten Frauen einen adäquaten, finanziellen Ausgleich für Kindererziehung, Hausarbeit und Angehörigenpflege. Fürs Leben jetzt und für ihre Altersvorsorge.

Frauen leisten zwei Drittel der Arbeitsstunden, haben ein Zehntel des Einkommens und ein Hundertstel des Eigentums auf dieser Welt.
Monika Griefhahn, Politikerin

Familienarbeit ist ein immens wichtiger Stützpfeiler unserer Gesellschaft. Diese allein Frauen (und wenigen Männern) finanziell aufzubürden, ist unsolidarisch und ungerecht. Insbesondere Alleinerziehende und ihre Kinder tragen schwer daran. Umso lauter inzwischen die Stimmen, die darauf drängen, den Wert der Care-Arbeit endlich gesellschaftlich und ökonomisch anzuerkennen.

Frauen und Geld

Am 8. März wird alljährlich der Internationale Frauentag begangen. Er erinnert an die bisherigen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung und macht auf bestehende Diskriminierungen und Ungleichheiten aufmerksam. Der erste Internationale Frauentag fand 1911 auf Initiative sozialistischer Organisationen für den Kampf um Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen statt.

Frauen-für-Gendergerechigkeit

111 Jahre später müssen wir feststellen: Frauen verdienen in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 2020 durchschnittlich 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer. Bei gleichem Job erhalten Frauen laut einer Studie von Fidelity International 26 Prozent weniger Rente. Und betrachtet man deren Altersversorgung insgesamt, betrug diese laut Hans-Böckler-Stiftung 2015 nur 53 Prozent im Vergleich zu den Männern! Kein Wunder, dass der Gender Pay Gap, das geschlechtsspezifische Lohngefälle, und der Gender Care Gap heute zu den zentralen Themen der internationalen Frauenrechtsbewegung gehören.

Gender Pay Gap

Aufschlussreich sind die Zahlen des Statistischem Bundesamt zum geschlechtsspezifischen Lohngefälle:

Gender Pay Gap. Der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen lag im Jahr 2020 bei 18,62 Euro brutto, der von Männern bei 22,78 Euro. Dies ist zum großen Teil (71 %) darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Berufen und/oder in Teilzeit oder Minijobs arbeiten und seltener Führungspositionen erreichen.

Bereinigter Gender Pay Gap. Aber auch bei vergleichbarer Tätigkeit und Qualifikation verdienen Frauen pro Stunde immer noch sechs Prozent weniger als Männer.

Ost-West-Unterschied. Auffällig ist zudem der Unterschied zwischen den alten und neuen Bundesländern. So liegt das allgemeine Lohngefälle im Westen bei 20 Prozent, im Osten hingegen bei „nur“ sechs Prozent.

Gender Care Gap

Auch die Zahlen des Statistischem Bundesamt zum Thema Geschlechtergefälle in der Care-Arbeit (Sorgearbeit) sprechen eine deutliche Sprache:

Auch bei Kindererziehung, Hausarbeit, Angehörigenpflege und Ehrenamt wie Nachbarschaftshilfe gibt es ein starkes Gefälle zwischen den Geschlechtern. So wenden Frauen täglich 52 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Care Arbeit auf als Männer.

Die größten Unterschiede zeigen sich bei den 34-Jährigen. Hier beträgt der Care Gap 110,6 Prozent Während die Frauen im Schnitt fünfeinhalb Stunden täglich mitCare-Arbeit verbringen, sind es bei den Männer nur zweieinhalb Stunden.

Paarhaushalte mit Kindern. Zwischen zusammenlebenden Müttern und Vätern beträgt der Care Gap im Schnitt 83,3 Prozent.

Frauen leisten zwei Drittel der Arbeitsstunden, haben ein Zehntel des Einkommens und ein Hundertstel des Eigentums auf dieser Welt.
Monika Griefhahn, Politikerin

Gendergerechtigkeit

„Care-Arbeit«, so sagt Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, „darf keine reine Frauensache bleiben Und: Frauen, die privat viel Care-Arbeit leisten und dafür ihren Job reduzieren, gefährden ihre eigene soziale Absicherung.“ Mehr Geld also für Frauen! Nicht nur im Job. Auch eine echte Wertschätzung der bislang hauptsächlich von ihnen geleistete Care-Arbeit ist gefordert. Hierfür einen gerechten, finanziellen Ausgleich zu schaffen, ist eine Aufgabe, an der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen mitzuwirken haben.

Wenn eine Frau beschließt, ihr Leben zu ändern, ändert sich alles um sie herum.
Eufrosina Cruz, Aktivistin für die Rechte indigener Frauen

Ungeachtet dessen können Elternpaare schon heute einen Teil ihres Haupteinkommens in die Altersvorsorge derjenigen oder desjenigen investieren, die oder der wegen der Kinderbetreuung oder Angehörigenpflege nur in Teilzeit erwerbstätig ist oder zeitweise ganz aus dem Job aussteigt.